Julius Wilhelm Zinkgref           Von der Liebsten Flucht in Kriegszeiten

1591 – 1635

Ach, ach, was hab ich nun erlebt vor schwere Zeiten,

Mir wird mein Mut und Sinn von Unmut all verstört;

Das Vaterland, das wird von Freund und Feind verhört,

Indem mit seinem Volk, Mars alles macht zu Beuten.

 

Mein Liebste weicht von mir, ich kann sienicht geleiten,

Dagegen Amor sich nur näher zu mir kehrt;

Es hilfet nicht, wie sehr sich auch mein Herze wehrt,

Kein Mensche kann zugleich zweien Göttern streiten.

 

Nun, was der Krieg hinnimmt, es sei Gut oder Gold,

Kann alles mit der Zeit wiedrumb gewonnen werden:

Ihrsgleichen aber kann ich finden nicht auf Erden.

 

Vom Mars ich alles gern geduldig leiden wollt,

Wann Amor wollte nur ihr, meines lebens Leben,

Ein Fünklein meiner Lieb’ vor ihr Geleite geben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Julius Wilhelm Zinkgref           Vff ein Kleinodt

1591 – 1635

Fahr hin, du stoltz Geschmeidt, daß du mich wilt Braviren,

Fahr hin, seh’ aber zu, daß es dirnicht mißling,

Vnd du dich achtest hoch, vnd sie dich acht gering,

Du kanst sie doch in nichts, sie kan dich aber zieren,

 

Wann dich die Edle Zier wolt vf der Bruste fhren;

Mir ist gar wohl bewust, daß kein erwünschter ding

Dir widerfahren könt, uff diesem Erdenring,

Als wann du also nah’ jhr Hertze soltest rühren.

 

Dann würdest du dich erst erheben vber mich,

Wann dir das keusche Hertz so bloß vergönnet sich,

Daß du es dörfftest ja genug genug zerküssen,

 

Da ich zufrieden wer, wann mir das Vorgemach,

Den zarten rothen Mundt, den süssen Honigbach,

Erlaubet wer so keck nur einmal zubegrüssen.

 

 

 

 

 

 

Julius Wilhelm Zinkgref           Sonnet Vff Herrn D. Jörg Hartman Haagens Hochzeit

1591 – 1635

Was sein soll, schickt sich baldt: was Gott zusammen füget,

Dasselb einander wohl, auch eh’ es suchet, findt;

Kein Mensch es hindern kan, was man hienieden bindt,

Wans droben nicht zuvor versehen, offt betrieget,

 

Es hafftet nimmer recht: ob manchmal schon obsieget

Gewalt vnd Menshen list: Wie Stupelfewr verschwindt,

Vnd wohl geredte wort zerfahren in den Wind:

So auch die Lieb die man durch practiciren bieet.

 

Herr Haagen in sich selbst ist gangen, vnd zu raht

Genommen hat sein Hertz, gefolget Gottes Pfaat,

Der jhm dasselb regirt, vnd thut jhn auch jetzt segnen

 

Daß er nach seinem wunsch gefunden vngezeiget

Ein solche, deren Hertz zugleich vff jhn geneigt:

Die kommen recht zuhauff die jhnen selbst begegnen.